Die Mitgliederversammlung der hessischen Tafel am 07.05.2022 fand großes Interesse

Die Mitgliederversammlung der hessischen Tafel am 07.05.2022 fand großes Interesse

Neuwahlen des Vorstandes, der Krieg in der Ukraine, steigende Lebenshaltungskosten, wachsende Kundenzahlen und rückläufige Lebensmittelspenden standen im Mittelpunkt der Berichte und Diskussionen

Am 07. Mai 2022 war es wieder soweit: Die Jahresmitgliederversammlung 2022 des Landesverband Tafel Hessen e.V. fand statt. Die diesjährige Mitgliederversammlung stand unter dem Motto: „Tafeln in Hessen 2022: Menschen in Not helfen“

Der Landesvorsitzende der Tafeln in Hessen Willi Schmid begrüßte über 70 Delegierte von 33 hessischen Tafeln zur Mitgliederversammlung in der Stadthalle Aßlar. „So groß war die Teilnehmerzahl einer Mitgliederversammlung noch nie. Das Interesse an der Arbeit des Landesverbandes ist bemerkenswert“, freute er sich in seiner Begrüßung. Aus Berlin waren die neue Geschäftsführerin Sirkka Jendis und der Bundesvorsitzende der Tafel Deutschland Jochen Brühl angereist. Sie gaben als Gastredner einen informativen Überblick über die Tafelsituation in Deutschland.

„Jetzt sind wir 57 Tafeln in Hessen“, begann Willi Schmid seinen Bericht und begrüßte auch die Vertreter der neu gegründeten Tafel Nidda herzlich.

Da die letzte Mitgliederversammlung coronabedingt erst am 30.10.2021 stattfand, konzentrierten sich die Berichte auf die Ereignisse der vergangenen 7 Monate:

  • Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier stellte im Dezember 28.000 Euro für die hessischen Tafeln zur Verfügung. Jede Tafel erhielt 500 Euro direkt aus der Staatskanzlei.
  • Die Landesregierung unterstützte die hessischen Tafeln mit 142.000 Euro finanzielle Hilfe für die Aufrechterhaltung des Tafelbetriebes.
  • Der Landesverband verteilte 16.000 ladenneue Winterkleidungsstücke mit 77 großen Paletten an die Flutopfer im Ahrtal und an über 30 hessische Tafeln als Spende für die Tafel Kunden. Landeslogistiker Erich Lindner berichtete, dass 1.384 Paletten mit Lebensmitteln über das Zentrallager Wetzlar hessenweit an alle Tafeln verteilt wurden.
  • Zum ersten Mal hat der Landesverband 2 Fahrsicherheitstrainings erfolgreich durchgeführt. „Die Resonanz war derart positiv, dass die Aktion in 2022 wiederholt wird“, berichtete Vorstandsmitglied Uwe Seibel.

Schatzmeister Gerold Richter erläuterte einen soliden Jahresabschluss 2021 und zeigte die finanziellen Planungen für das laufende Geschäftsjahr auf.

Vorstandsmitglied Wolfgang Kampe stellte die Satzungsänderungsanträge zu den Themen Digitale Mitgliederversammlung und Erweiterung des geschäftsführenden Vorstands vor. Beide Anträge wurden mit der erforderlichen Mehrheit angenommen.

Aktuell sind alle Tafeln in Hessen an ihren Leistungsgrenzen angekommen oder schon darüber hinaus. „Es fehlt an fast allem – und wir können den Menschen, die unsere Unterstützung dringend benötigen, nicht mehr in dem Umfang helfen, wie wir uns das vorstellen“, lauten die Kommentare vieler Tagungsteilnehmer. Die Anzahl der Tafelkunden steigt täglich. 

Gerade für die vielen geflüchteten Menschen aus der Ukraine ist die Situation unerträglich. Sie müssen wochenlang auf die Registrierung bei den Ämtern warten und sind in dieser Zeit ohne Einkünfte. In dem von den Behörden ausgegebenen Informationsmaterial werden die Tafeln oft als „Versorger“ benannt. „Der Staat schiebt die Verantwortung auf die Tafeln ab. Das ist ein nicht tragbarer Zustand und nicht akzeptabel. Wo der Staat versagt, können die Tafeln nicht in die Pflicht genommen werden“, beklagen sich Jochen Brühl und Willi Schmid.

Menschen kommen aufgrund der Kosten- und Preisexplosionen mit ihrem Haushaltseinkommen nicht mehr über die Runden und suchen Hilfe bei den Tafeln. Der Strom der aus der Ukraine geflüchteten Menschen reißt nicht ab. Mittlerweile sind bereits ca. 14 % aller Tafelkunden Geflüchtete. Die Menge der geretteten Lebensmittel nimmt ab bzw. stagniert bei vielen Tafeln. „Wir wissen nicht, wie lange wir das noch durchhalten, zumal uns auch noch die Betriebskosten durch die Decke schießen“ erläutert Willi Schmid die Grundaussagen einer aktuell durchgeführten Tafelumfrage.

Es gibt auch Positives zu berichten:

Durch die Verlängerung der Unterstützungszusagen des Sparkassen-Giro-Verbandes Hessen und der Friedhelm Loh Group, mit der Rittal Foundation und der Rittal GmbH & Co KG, ist es möglich, die Fortführung der Kooperation mit der Tafel Wetzlar für den Betrieb des Zentrallagers bis zum 31.12.2025 zu sichern.

Bei den turnusmäßig anstehenden Vorstandswahlen wurden Willi Schmid, Erich Lindner, Wolfgang Kampe und Uwe Seibel einstimmig in ihren Ämtern bestätigt. Katja Bernhard und Ute Müller wurden ebenfalls einstimmig neu in den Vorstand gewählt. Das ehemalige Vorstandsmitglied Pascal Barthel kandidierte aus beruflichen Gründen nicht mehr. Die Wahl des Schatzmeisters steht turnusgemäß im Jahr 2023 an.